Am 22. August findet jährlich der „Tag des Fisches“ statt. Dieser Tag ist 2007 ins Leben gerufen worden, um auf den Schutz und Erhalt der bedrohten Fischarten aufmerksam zu machen.
Fisch und Meeresfrüchte genießen bei Verbraucher*innen eine große Wertschätzung. Der durchschnittliche Konsum von Fisch und Fischereierzeugnissen in Deutschland betrug nach Angaben des Informationszentrums der deutschen Fischwirtschaft im Jahr 2018 rund 13,7 Kilogramm pro Kopf, inklusive Krebs- und Weichtieren wie Krabben oder Garnelen.
Aus ernährungsphysiologischer Sicht enthält Fisch leicht verdauliches Protein, langkettige n-3 Fettsäuren, Vitamin A, Vitamin D, B-Vitamine und insbesondere das lebenswichtige Spurenelement Jod. Somit ist Fisch ein wertvolles Lebensmittel. Zu einem generellen Verzicht ist bis auf bei exotischen Produkten und bedrohten Arten nicht unbedingt zu raten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 1–2 Fischmahlzeiten pro Woche.
Ist das vor dem Hintergrund überfischter Meere überhaupt noch ökologisch vertretbar?
Zahlreichen Probleme wie der Klimawandel, Plastik im Meer und Verschmutzung der Meere, sowie die Überfischung bedrohen die Fischpopulationen weltweit.
Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind knapp 90 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände überfischt. Das bedeutet, dass mehr Fische gefangen werden als nachwachsen. In der EU sind 41 Prozent der Fischpopulationen überfischt und stehen vor dem Aussterben. In der Nord- und Ostsee sind die in Deutschland so beliebten Fischarten wie Kabeljau beziehungsweise Dorsch, Scholle und Seezunge betroffen. Sie können kaum noch befischt werden. Der Kabeljau-Bestand in der Nordsee ist beispielsweise seit 1991 von 290 000 Tonnen auf 128 000 Tonnen im Jahr 2005 zurückgegangen. Länder, die keine oder wenig Fischerei haben, stoßen bei der enormen Nachfrage der Verbraucher*innen an ihre Grenzen. Sie sind beinahe vollständig von Fischimporten aus dem Ausland abhängig. Auch Deutschland hat bei Fisch nur einen Selbstversorgungsgrad von rund 25 Prozent.
Ein weiteres Problem ist der Beifang: Fische und andere Tiere (z.B. Seevögel, Haie, Delfine und Schildkröten) landen unabsichtlich in den Netzen. Dieser Beifand wird meist wieder tot ins Meer zurückgeworfen. Fangmethoden wie z. B. Baumkurrennetze, die über den Meeresboden pflügen zerstören das Ökosystem. Nach Schätzungen der FAO werden so allein jährlich zu den rund 90 Mio. Tonnen angelandetem Meeresfisch etwa 30 Mio. Tonnen Meerestiere nutzlos vernichtet.
Auf der anderen Seite ist die Fischerei aber für viele Menschen ihre Existenzgrundlage. Da Fischerei und Umweltschutz sich gegenseitig beeinflussen, kann nur eine nachhaltige Bewirtschaftung die Fischbestände auch in Zukunft erhalten. Fischerei muss also im Einklang mit der Natur und in Vorsorge für künftige Generationen betrieben werden.
Welchen Fisch können Verbraucher*innen also noch mit gutem Gewissen kaufen?
Wer beim Fischkauf auf Nachhaltigkeit achten möchte, hat es nicht leicht, sich im Handel zu orientieren.
Seit 2002 müssen beim Verkauf von Fisch und Fischereierzeugnissen im Einzelhandel bestimmte Merkmale von Herstellung und Herkunft kenntlich gemacht werden:
- Die Handelsbezeichnung der jeweiligen Fisch-, Krebs- oder Weichtierart
- Die Produktionsmethode (aus Seefischerei „…gefangen in…“, aus Binnenfischerei „…aus Binnenfischerei“ oder aus Aquakultur, also Züchtung „…aus Aquakultur“ bzw. „…gezüchtet…“)
- Das Fanggebiet (z. B. Nordwestatlantik, Mittelmeer, Pazifischer Ozean,…)
Außerdem können wir als Verbraucher*innen einen Beitrag zur Bestandserhaltung und umweltschonenden Fischerei leisten, indem wir Fisch bewusst auswählen. Zertifikate wie das blaue MSC-Logo (Marine Stewardship Council), das türkisfarbene ASC-Siegel (Aquaculture Stewardship Council) und das Naturland-Siegel für Fisch aus ökologischer Aquakultur geben Auskunft über die Nachhaltigkeit der Fischproduktion.
Umweltgerechtes Fischereimanagement wird vom MSC mit einem blauen Logo ausgezeichnet. Hierzu wird geprüft ob nach dem MSC-Standard einer international anerkannten Sammlung von Umweltprinzipien gearbeitet wird. Diese Prinzipien beinhalten den Zustand der Fischbestände, die Auswirkungen der Fischerei auf die maritime Umwelt und die Managementsysteme der Fischerei.
Neben diesem Siegel gibt es das türkisfarbene ASC-Siegel (Aquaculture Stewardship Council), das Standards für Zuchtfisch entwickelt hat. Dazu gehören Anforderungen an den Standort, die Wasserqualität sowie den Einsatz von Antibiotika. Fischmehl und gentechnisch verändertes Soja als Futter verbietet das Siegel nicht.
Der Bio-Anbauverband Naturland vergibt auch ein Siegel für Fisch aus ökologischer Aquakultur. Die Richtlinien des Verbandes besagen unter anderem, dass nur Fischmehl und -öl aus der Verarbeitung von Speisefischen stammen darf. Außerdem müssen umliegende Ökosysteme geschützt werden. Weiter vorgeschrieben sind niedrige Besatzdichten und der Verzicht auf Gentechnik und Hormone.
Praktische Entscheidungshilfe: Fischratgeber von WWF und Greenpeace
Eine weitere praktische Entscheidungshilfe gibt der WWF (World Wide Fund For Nature) heraus, den WWF-Einkaufsratgeber Fische und Meeresfrüchte. Dieser weist aus, ob der Konsum bestimmter Fischarten „annehmbar“, „bedenklich“ oder „bedrohlich“ ist. Beurteilungsgründe sind aktuelle Untersuchungen der niederländischen Umweltorganisation North Sea Foundation, die Kriterien aus den drei Kategorien „biologische Charakteristika der Arten“, „ökologische Effekte der Fischereiaktivitäten“ und „Management der Fischerei“ berücksichtigen . Danach ist beispielsweise Wildlachs aus Alaska sowie Hering aus der Nordsee eine gute Wahl.
Verbraucher*innen, die Wert auf nachhaltige Fischerei legen finden auch im Greenpeace Fischratgeber wertvolle Tipps. Nach diesem Ratgeber ist allerdings nur der Genuss von Karpfen uneingeschränkt empfehlenswert. Der Ratgeber wird zur Zeit überarbeitet (letzte Veröffentlichung war 2016) und soll dann Ende 2020/Anfang 2021 neu herausgegeben werden.
Auch die Verbraucherzentrale Hamburg hat eine Broschüre herausgegeben: Welcher Fisch auf den Tisch, in der empfehlenswerte und nicht empfehlenswerte Fischarten aufgeführt sind.
Wie entscheidet Ihr, welcher Fisch auf dem Teller landet? Welche Rolle spielen dabei Nachhaltigkeit und Gesundheit?